Die Zeit 12.03.2009 Von Kathrin Kirstein
(...) Aber Don Quijote, der Träumer, weckt die anderen aus ihrem Dornröschenschlaf. Dank seiner Fantasie nehmen sich die Insassen zum ersten Mal als freie Menschen und nicht als Ausgestoßene wahr. Er hilft ihnen, Ängste auszuhalten und gibt ihnen neues Selbstbewusstsein. Zur spanischen Gitarrenmusik von Francisco Tarrega tanzt jeder mit jedem, mal eng um-schlungen, mal distanziert. Leiber schmiegen sich aneinander und gehen wieder auseinander. Dann kehren die Krankenwärter zurück und stellen die gestörte Ordnung in der Anstalt wieder her, indem sie die Tanzenden in Zwangsjacken stecken. (...)
Frankfurter Rundschau 08.03.2009 Von Stefanie Hahn
(...) Lerchenberg-Thönys choreographische Handschrift ist unverkennbar, sei es in den angewinkelten Füßen, die sich gegen unsichtbare Mauern in der Luft stemmen oder den teils fließend dann wieder abgehakten Bewegungsabläufen, die die normalen Vorstellungen von Beweglichkeit zu sprengen scheinen. Ihre ganzen Körper sind Ausdruck, sind Angst. Angst vor dem Pflegepersonal, vor den Dämonen der eigenen Vergangenheit, vor den anderen Irren. In diese beklemmende Atmosphäre hinein tänzelt mit antiquiertem Schritt, etwas steif Don Quijote. Stücke aus Telemanns gleichnamiger Suite untermalen musikalisch seine surrealen Aktionen, etwa wenn er mit dem frisch rekrutierten Sancho, getanzt von Ferdinand Holeva, auf dem Gitterbett reitend gegen Windmühlen anstürmt. (...)
Hannoversche Allgemeine Zeitung 09.03.2009 Von Kirsten Allee
(...) Das neue Lebensgefühl zeigt sich besonders deutlich in der Körpersprache der kraftvoll tanzenden Krisztina Pasztory. Sie überzeugt mit facettenreichem Können in allen Gefühlslagen und profitiert dabei deutlich von Ihren Erfahrungen aus Modern Dance, schauspielnahem Tanztheater und früherer Ausbildung als Kunstturnerin. Unterstützt von Sancho Pansa (wunderbar naiv: Ferdinand Holeva) zettelt Don Quijote schließlich eine Revolte an - und verliert. Gleichwohl entlässt Lerchenberg-Thöny ihr Publikum nicht in die Trostlosigkeit. Denn zu den Klängen von Telemanns "Galopp der Rosinante" klettern die Patienten über das Gerüst nach oben in die Freiheit - und nehmen Don Quijote mit. Menschen, deren Andersartigkeit bestraft wurde, haben sich befreit. (...)
Braunschweiger Zeitung 09.03.2009 Von Andreas Berger
(...) Eva- Maria Lerchenberg-Thöny hat sich eine einfache, höchst wirkungsvolle Dramaturgie ausgedacht für ihre Fassung des berühmten Cervantes Stoffes. Ähnlich dem Musical "Der Mann von la Mancha" , wo der Dichter im Gefängnis mit seinen Mitgefangenen die Quijote-Geschichten nachspielt und so neuen Lebensmut vermittelt, verzaubert der Braunschweiger Quijote die psychisch Kranken. Da wird Quijotes Bett im Kampf gegen Windmühlenflügel, die wie Suchscheinwerfer durch den hohen umgitterten Saal fahren, zu einem Schiff der Träume, angetrieben von den ersten Getreuen als Segel. Ferdinand Holeva spielt sensibel die bewundernde Annäherung des Sancho Pansa. Unter dem Streicheln Don Quijotes wird das Lachen Mariella Argays zum Lächeln. Krisztina Pasztory schaukelt bald geborgen auf den Armen der Partner. Später schwingen alle die Glieder wie befreit im Takt. (...)
Cellesche Zeitung 10.03.2009 Von Hartmut Jakubowsky
((...) In abenteuerlichen Posen verharren die Mitglieder des Tanztheaters Braunschweig, finden zu grotesken Bewegungsabläufen und erobern in Einzelleistungen und Ensembles mit grandioser Bühnenpräsenz den Raum - präzise, kraftvoll, mimisch überzeugend und tänzerisch zur Musik von Penderecki, Telemann, Tarrega und Vivaldi ungeheuer dynamisch. Brilliante Leistungen ohne Ausnahme, die unter die Haut gehen. (...)