Jagdszenen in Deutschland. Eine Menschenjagd brutalster Art fand am 13. Februar 1999 im brandenburgischen Guben statt, als eine Gruppe Jugendlicher einen 28-jährigen Asylbewerber aus Algerien zu Tode hetzte. Omar Ben Noui verblutete, als er bei seiner Flucht aus Panik vor den ausländerfeindlichen Tätern die Glastüre eines Mietshauses eintrat und im dortigen Treppenhaus verletzt liegen blieb. Nur ein Beispiel von vielen. Wie konnte das in einer Grenzstadt mit 20.000 Einwohnern passieren? Warum hatte niemand geholfen?
Die Grausamkeit, das Unfassbare, das Menschen anderen Menschen antun können, wird tänzerisch verarbeitet. Gefühlte Bewegungen, einmal fließend, dann wieder hart und abgehackt, verortet in einer mikrokosmischen Welt, die keinen Fluchtraum ermöglicht. Explosiv entladen sich Spannungen und angestaute Frustrationen. Die Folgen der eigenen Handlung sind im Moment irrelevant. Das Gesetz des Stärkeren ist immer präsent.
Gerade heute wieder von brennender Brisanz, stellt Jagdszenen einen Fall nach, der exemplarisch die Entstehung von rechtsradikaler Gewalt und deren Folgen aufzeigt. Die mit Mitteln des modernen Tanztheaters erzählte Geschichte schildert in einer szenisch dramatischen Abfolge die Ereignisse, die vor der Gewalttat liegen und am Ende zu ihr führen – von den Hoffnungen der Figuren auf Verständnis und Freundschaft, über die Frustrationen und Ausgrenzungen bis zur allmählichen Eskalation.
Für dieses Tanzdrama konnte Eva-Maria Lerchenberg-Thöny den vielfach ausgezeichneten, niedersächsischen Komponisten Harald Weiss gewinnen. Weiss, geboren in Salzgitter, war nach einem Musikstudium in Braunschweig, Hannover und Hamburg von 1973-1983 Professor für Rhythmik und Arrangement an der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Heute arbeitet er als freischaffender Komponist, Musiker, Drehbuchautor und Regisseur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen u.a. seine „Reise in die Nacht“, „Arche“, „Ade“, oder „Trommelgeflüster“.
Pressestimmen...
Konzept, Choreografie und Inszenierung: Eva-Maria Lerchenberg-Thöny
Musik: Harald Weiss
Bühne und Kostüme: Susanne Thaler
Tänzer: Ferdinand Holeva, Roman Katkov, Krisztina Pasztory, Jiri Kobylka, Katja Buhl, Mariella Argay, Sylvia Heyden, Daniela Indrizzi, Sandra Munoz Lopez, Jana Ritzen, Mamiko Sakurai, Aya Sone, Adriana Rodrigues de Souza, Kira Wortmann, Gino Abet, José Caba, Jaroslav Cernuska, Marc Cloot, Irineu Marcovecchio, Pavel Stoiko
Die Tänzer...
Vorstellungsdauer: ca. 1 Std. 10 Min., ohne Pause
Uraufführung: 30. Mai 2008
Premiere: 14. September 2008